Yolanda Bortz

Yolanda ist 1993 in Berlin geboren und lebt mit ihrer kleinen Tochter und ihrem Partner in Köpenick. Seit Frühjahr 2022 spielt sie für uns die Liedfee im Stück „Die Liedfee und das Liedwettsingen“. Ich habe mit ihr über ihre ersten Vorstellungen und über ihre bisherige Schauspiel-Laufbahn gesprochen.

Du bist unsere neueste Liedfee. Wann war dein Einstieg und wie findest du es bisher?

Meine erste Vorstellung hatte ich Ende Mai in diesem Jahr und ich liebe es. Es macht mir so viel Spaß und die Kinder machen es einem so einfach. Überhaupt ist es etwas ganz anderes, vor Kindern zu spielen. Es bringt mehr Freiheit mit sich irgendwie – je nachdem wie die Stimmung in der Gruppe an dem Tag ist, gerät die Vorstellung anders. Es kommen andere Vorschläge, man geht anders darauf ein und das übt Feinfühligkeit. Das mag ich an Kindertheater.

Was machst du sonst noch so?

Ab Oktober habe ich neben dem Theater aus dem Koffer eine zweite Produktion beim Musiktheater Pampelmuse aus Potsdam, weshalb ich fürs Wintergeschäft als Liedfee leider raus bin. Da spiele ich den Kater bzw. vielleicht die Katze bei „Der gestiefelte Kater“. Da singe ich sogar noch mehr, als in der Rolle der Liedfee, dabei hatte ich eigentlich gar keinen richtigen Fokus auf Gesang in meiner Ausbildung. Gleichzeitig fange ich ab Oktober auch an, soziale Arbeit an der Alice Salomon Hochschule zu studieren. Ich möchte das Studium nutzen, um mich vielleicht auch theaterpädagogisch nochmal weiterzuentwickeln und dann vielleicht in diesem Kontext an Schulen oder anderen Einrichtungen zu arbeiten.

Wie war deine Schauspielausbildung bisher?

Ich habe von 2014 bis 2017 eine klassische Schauspielausbildung bei "Die Etage - Schule der darstellenden Künste" in Kreuzberg gemacht. Das ist eine private Schauspielschule und lange hatte ich den Eindruck, dass man als Schauspieler als weniger gut abgestempelt wird, wenn man nicht auf einer der staatlichen Schauspielschulen war. Dabei ist das Platzangebot auf diesen Schulen schlicht so begrenzt, dass einfach nicht jeder angenommen werden kann. Ich denke, wir hatten eine sehr gute Ausbildung und wurden ordentlich auf den Beruf vorbereitet. Ohnehin ist man als Schauspieler ja nie wirklich fertig mit der Ausbildung. Das ist ja ein Beruf, in dem man sich stetig weiterentwickeln kann oder muss. Es gibt auch genug Kollegen, die den Job ohne klassische Ausbildung ausüben und richtig gut sind.

Deine beiden aktuellen Engagements sind im Kindertheater. Hast du dich bewusst für diese Richtung entschieden oder war das eher Zufall?

Beides trifft ein bisschen zu. Ich habe ja eine noch sehr junge Tochter und komme gerade aus der Elternzeit zurück. Da lässt sich speziell das Theater aus dem Koffer gut mit dem Muttersein vereinbaren, weil ich in der Regel unter der Woche vormittags spiele, wenn mein Kind in der Kita ist. Auch mein Interesse an Kindertheater ist mit dem eigenen Kind schon nochmal größer geworden, wobei ich dazu auch vorher schon nicht Nein gesagt hätte. Engagements am Abend lassen sich zwar durchaus mit Kind vereinbaren, aber das muss dann super gut mit dem Partner oder dem sonstigen Umfeld organisiert sein. Ich hatte in den letzten Monaten durchaus auch Vorsprechen für solche Produktionen, bin da also gar nicht festgelegt. Es muss für mich auch nicht unbedingt die Theaterbühne sein. Film- und Fernsehen reizt mich ebenso sehr und ich versuche da gerade einen Fuß rein zu bekommen. Nicht nur, weil die meist zusammenhängende Drehtag gut planbar wären – aber natürlich ist auch das im Moment ein Argument für mich.

Hast du schon fürs Fernsehen gearbeitet?

Bisher nur Kleinigkeiten. Für Aurel Original - einer Satire-Show im ZDF -  habe ich z.B. ganz aktuell eine SEK Beamtin gespielt.  Das kommt jetzt in zwei Tagen raus. Das war ein sehr intensiver Drehtag. Ich hatte den ganzen Tag volle SEK-Montur an und es war auch ein echter Beamter vom SEK da, der uns gezeigt hat, wie man die Waffen richtig hält.

Wie kommt man an solche Aufträge ran?

Ich bin bei einer Agentur unter Vertrag und bekomme Engagements über meinen Agenten vorgeschlagen, der dann anteilig an meinem Honorar beteiligt wird. Das ist okay, denn die Administration vorher und nachher ist nicht zu unterschätzen. Ansonsten schaue ich mich auch selbst auf einem kostenpflichtigen Ausschreibungsportal im Netz um und suche mir passende Engagements raus. Darüber habe ich in letzter Zeit auch sehr viele E-Castings gemacht.

Was ist für dich das Besondere an der Liedfee und wie ist ihr Verhältnis zu Meister Ton?

Ich mag die Liedfee unheimlich gern, weil sie so vielschichtig ist. Sie kann frech und fast ein bisschen aufmüpfig sein, aber auch sehr liebevoll und aufmerksam. Sie mag Meister Ton sehr gern, aber sie mag es auch, ihn ein bisschen herauszufordern. Oft hat sie den einfacheren Part, weil sie in der Regel der Liebling der Kinder ist. Sie hat eben auch dieses feenhafte Äußere und ihre regenbogenfarbenen Wimpern. Ich brauche gar nicht viel tun und die Kinder sind trotzdem direkt „auf ihrer Seite“, weil sie so eine positive Art hat. Jedenfalls war es bei meinen Vorstellungen bisher meistens so. Da hatte Richard als mein Meister Ton manchmal richtig zu tun, dass die Kinder auch mal für ihn Partei ergreifen. Das kann ich, glaube ich, manchmal noch besser auffangen.

Was nehmen die Kinder aus einer Vorstellung mit?

Erst mal fühlen sie sich ernst genommen, weil sie in das Stück einbezogen werden und ihre Ideen einbringen können. Natürlich macht es ihnen auch Spaß, dass sie während der Vorstellung nicht still sitzen müssen, sondern dass viel Bewegung ist. Und letztendlich bleibt die Erfahrung, dass man am besten zusammen etwas erreicht. Dabei wird die Botschaft spielerisch vermittelt, gar nicht mit erhobenem Zeigefinger. Gerechtigkeit, Respekt füreinander – all das schwingt mit und kommt auf diese Weise ganz nachhaltig bei den Kindern an.

Wie viel Improvisation ist beim Theater aus dem Koffer dabei?

Es gibt einen roten Faden, aber links und rechts davon darf oder muss man spontan sein. Gerade, wenn es darum geht, die Einwürfe der Kinder aufzunehmen. Dem einen Kind ist es vielleicht gerade ein totales Bedürfnis, vom Besuch bei der Oma zu berichten. Wenn man das übergeht, wirkt es schnell verkrampft. Wenn man es aber schafft, vielleicht einen Bogen zu Opa Ton zu spannen und trotzdem im Stück voranzukommen, fühlt es sich für alle richtig gut an. Ich empfinde das auch für mich als befreien, dass ich Spielraum habe in gewissem Maße vom Skript abzuweichen.

Hast du schon eine Vorstellung, die besonders toll gelungen ist oder bei der etwas nicht klappte?

Neulich war ich super überrascht darüber, wie eine Vorstellung trotz schwieriger Rahmenbedingungen funktionierte. Das war bei einem Fest, also draußen, aber unter einem Zeltdach, weil es regnete. Und die Regentropfen trommelten so laut auf das Dach und nebendran waren noch Baggergeräusche, weil man auf dem Fest auch Bagger fahren konnte. Trotzdem hatten wir die Kinder total in unseren Bann gezogen. Gerade auf so einem Fest habe ich das aber auch schon anders erlebt. Da hatten die Eltern unsere Aufführung nicht als gemeinsame Aktivität mit ihren Kindern wahrgenommen, sondern sich die ganze Zeit dabei ziemlich laut unterhalten. Das hat die Kinder sehr abgelenkt.

Interview am 13.09.2022: Sandra Völker