Almuth Jabs

Almuth wurde 1993 in Frankfurt/Oder geboren. Heute lebt sie mit ihren Kindern in Berlin Köpenick und hat neben der Schauspielerei die Fitness für sich entdeckt. Für das Theater aus dem Koffer spielt sie seit Februar 2019 die Liedfee. Premiere hatte sie mit dem Stück „Meister Ton und die Melodiemaschine“ am 22.02.2019. Sie feiert mit uns also gerade ihr 3-jähriges Jubiläum. Grund genug für ein ausführliches Gespräch. Im Café Mokkafee habe ich sie interviewt.

Hi Almuth, wie geht es dir, und wie bist du bisher beruflich durch die Pandemie gekommen?

Hallo, na im Schauspielbereich war ja nicht viel zu wollen. Gott sei Dank hatte ich schon ab 2018 damit begonnen, mir als Fitnesstrainerin ein zweites Standbein aufzubauen. Da ließ sich auch während Corona im Freien oder online einiges machen.

Du bist aber eigentlich ausgebildete Schauspielerin.

Genau. Ich habe 2014 meine Schauspielausbildung abgeschlossen und dann vier Jahre als Schauspielerin gearbeitet. Aber das war immer nur mit Nebenjobs finanziell machbar. Die wechselten dann öfter, und das waren in der Regel auch so undankbare Jobs. Das  hatte mich genervt. Ich habe dann etwas gesucht, das ich mit Spaß auch durchaus länger machen kann, wenn es gerade mit dem Schauspielen nicht so gut läuft, und da habe ich Fitness für mich entdeckt.

Willst du irgendwann zur Schauspielerei als Hauptberuf zurück?

Tatsächlich ist mir klar geworden, dass die Schauspielerei als Hauptberuf doch eher nichts für mich ist. Nicht das Spielen an sich, das mache ich total gern und will es nebenberuflich auch unbedingt weiter verfolgen, aber das ganze Drumherum passt nicht zu mir. Ich muss sagen, ich bin ein sehr stolzer Mensch, und mich hat immer sehr geärgert, dass viel erwartet wurde, dass man für wenig oder sogar für lau spielt, oder dass es für Proben keine Pauschale gab und solche Dinge. Und auch die ganzen Castings, jedes Mal sich anbiedern zu müssen und dann behandelt zu werden wie ein Produkt. Da bekommst du das Gefühl vermittelt absolut austauschbar zu sein. Gerade als Frau. Beim Fitness ist es anders. Da habe ich mehr das Gefühl mein Wissen zu verkaufen, nicht so sehr meinen Körper.

Warst du vorher schon im Fitness-Bereich aktiv?

Nur als Trainierende. 2018 habe ich im Herbst die Ausbildung zur Fitnesstrainerin angefangen. Das ist eine IHK Ausbildung über drei Jahre, im Dualen System, also berufsbegleitend. Das ging aber nicht richtig auf für mich. Zum einen startete die Ausbildung im Herbst und da hatte ich dann doch auch noch einige Schauspiel-Engagements und musste mir öfter frei nehmen, und dann war mit meinem Ausbildungsbetrieb die Tatsache, dass ich ein Kleinkind zuhause hatte, nicht gut vereinbar. Ich habe die Ausbildung dann abgebrochen und stattdessen die Trainer-B-Lizenz gemacht. Darauf aufbauend habe ich dann unzählige Weiterbildungen gemacht und mich sozusagen als Fitnesstrainerin und jetzt neuerdings auch als Online-Ernährungsberaterin selbstständig gemacht. Das läuft jetzt sehr erfogreich.

Als du bei uns angefangen hast, warst du also schon im Fitness-Business.

Ja, aber ich wollte ja auch nie ganz mit dem Schauspiel aufhören. Es musste nur zu meiner Lebenssituation passen. Ich habe damals nach Möglichkeiten gesucht während der Zeit des Tages zu spielen, zu der mein Kind in der Kita betreut wird, und da bietet sich ein Kindertheater, das viel in Kitas spielt, natürlich an.

Welche Stücke spielst du beim Theater aus dem Koffer.

Ich habe drei Stücke. Ich spiele die Liedfee in „Meister Ton und die Reise nach Klingklang“ und in „Meister Ton und die Melodiemaschine“, außerdem noch die Toni im letzten Weihnachtsstück.

Was bedeutet dir die Rolle der Liedfee?

Die Liedfee ist abgefahren! (lacht) Ich kann in diese Rolle das ganze Verrückte, was in mir ist, reinpacken. Sonst bin ich eher auf andere Rollen gebucht gewesen, das war oft eher das Bild vom kleinen naiven Mädchen oder der Schönheit vom Lande. Ich mag aber lieber was Tiefgründiges oder was Schattiges spielen, oder eben was Beklopptes. Und die Liedfee, die ist halt überdreht, die ist flippig, die ist frech. Das gefällt mir an ihr.

Kannst du dich an eine Vorstellung erinnern, die besonders gut funktioniert hat. Oder hat mal etwas nicht so gepasst?

Die Stücke sind ja schon gut angelegt von der Story, und da gibt es wenig Risiko, dass es jetzt gar nicht funktioniert. Aber je nachdem wie aufgeschlossen die Gruppe ist, kann es unterschiedlich interaktiv werden. Manche Kinder muss man eher bremsen, während man bei anderen ein bisschen kämpfen muss, dass sie aus sich raus kommen. Auch die Erzieher spielen eine wichtige Rolle. Es kommt vor, dass sie sich ganz  rausnehmen und meinen, wir würde auch die Betreuung übernehmen. Das können wir aber natürlich gar nicht leisten. Auf der anderen Seite gibt es ab und zu Erzieher, die ihre Kinder zurückhalten und ein - eigentlich im Sinne des Stückes  - aktives Kind zur Ordnung rufen, obwohl wir das Mitmachen ja für das Stück brauchen und auch einfordern.

Was nehmen die Kinder aus einem Stück mit Meister Ton und der Liedfee mit?

Ganz konkret nehmen die Kinder natürlich die Musik aus unseren Stücken mit, das Lied bleibt im Kopf, und es arbeitet in den Kindern. Aber darüber hinaus bietet Theater und Kultur ja immer einen ganz besonderen Mehrwert. Ich glaube, dass Menschen, die in ihrer Kindheit Kultur und Theater erfahren haben, einen ganz anderen Weltblick und eine andere Offenheit entwickeln. Dabei ist Theater v. a. im Kinderbereich eine Art der Wissensvermittlung, die spielerisch und leicht ist, nicht so strukturiert lehrplanmäßig. Das ist auch nicht vergleichbar mit Unterhaltung aus der Konserve, wie Musik vom Band oder Kino oder Fernsehen. Dieses Live-Erlebnis nimmt einen ganz anders mit, so ein bisschen wie in eine andere Welt, und ich denke, das passiert eben auch, wenn da nur zwei Figuren in Pink und Rot im Gruppenraum der Kita rumspringen. Das schafft Räume.

Ein Junge fällt mir gerade ein, da habe ich richtig mitbekommen, was Theater ausmacht. Der war bei unserer Vorstellung total drin, der hat immer etwas beigetragen und interagiert. Der war sprachlich super aktiv. Und die Erzieher sind danach zu uns gekommen, und haben berichtet, dass er sonst fast nie etwas sagen würde. Und da konnte man wirklich merken: Theater bietet so einen Raum, mal etwas auszuprobieren, auch mal jemand anderes zu sein.

Spielt soziale Kompetenz auch eine Rolle in den Stücken?

Auf jeden Fall. Meister Ton und die Liedfee machen ja nicht nur Musik mit den Kindern, die tragen ja auch Konflikte aus: verheimlichen wichtige Dinge voreinander, wollen den anderen nicht dabei haben und fordern die Kinder dazu auf, sich damit auseinander zu setzen, ob ein bestimmtes Verhalten okay ist oder eben nicht. Das schult soziale Kompetenz und gerade nach den zurückliegenden zwei Jahren scheint mir das jetzt besonders wichtig zu sein.

Interview: Sandra Völker